k wie Partizipation

Schon erstaunlich, dass wir vom Wortbegriff „Kirche“ etwas über Partizipation lernen können! Im Griechischen heißt Kirche „ekklesía“. Doch die Menschen damals verstanden unter dem Begriff einer „ekklesía“ etwas ganz anderes, als wir, wenn wir an eine hierarchische Kirche denken. Sie meinten damit die Bürgerversammlung. Zu dieser Versammlung waren Männer mit Bürgerrecht einer Stadt zugelassen. In ihr wurden zwar auf demokratischem Wege Entscheidungen getroffen, aber dennoch bestimmten einige wenige über viele andere. Die Christinnen und Christen gingen einen bedeutenden Schritt weiter. Paulus stellt fest:


„Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“
Gal 3,27-28
 

In dieser paulinischen „ekklesía“ zählt allein die Taufe. Andere Unterschiede werden nicht gemacht. Wer sich also zu Christus bekennt, hat Mitspracherecht und nimmt teil an der Gemeinschaft. „Kyriaké“ ist der griechische Begriff dazu: „zum Herrn gehörend“. Und daraus leitet sich dann unser deutsches Wort „Kirche“ ab.


Kirche ist also eigentlich eine hochmoderne Form der Partizipation. Und das Wort „katholisch“ setzt dem Ganzen noch den Hut auf. Dieses „allumfassend“ meint: Kirche ist dort, wo der Herr ist. Also nicht bloß in Rom, sondern überall dort, wo Menschen sich zu Christus bekennen.

Bekanntermaßen ist die Katholische Kirche da mal falsch abgebogen und hat die römische Familienstruktur (der Vater als Oberhaupt) für sich instrumentalisiert. Aber das darf uns nicht von unserer partizipativen Grundhaltung abhalten, zu der uns die Taufe nach biblischem Verständnis einlädt. So wie wir mit der Taufe alle unterschiedslos zu Christus gehören, so dürfen und müssen auch wir diese Erfahrung weitergeben. Das geschieht zum Beispiel an unseren Arbeitsplätzen mit den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen. Steht es uns zu, Unterschiede zu machen, wer wann wo mitmachen oder mitentscheiden darf? Dürfen wir nicht vielmehr darauf vertrauen, dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder Herkunft sich beteiligen können, damit unsere Gemeinschaften und Unternehmungen gelingen?

Als k+lv mit eben diesem k wie katholisch, wie kyriaké, wie partizipativ im Namen, versuchen wir dies zu leben, beispielsweise bei der jährlichen Generalversammlung. Sie ist nicht nur eine vorgeschriebene Formalität, sondern eine ehrliche Einladung an alle Mitglieder, am Vereinsleben teilzuhaben.  

Eine Schale, die ausschaut, wie eine Muschel, liegt  auf einem Marmorbecken

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Phillip Tengg
Phillip Tengg Mag. theol.

Mag. Phillip Tengg hat katholische Fachtheologie in Innsbruck studiert und ist Geschäftsführer des k+lv. Außerdem ist er Fachreferent für Jugend-Liturgie in der Diözese Innsbruck.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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