Ein langer Weg nach Weihnachten

In der Geschichte von Weihnachten erzählt uns der Evangelist Lukas (Lukas 2,1-7), dass Jusuf von der Stadt Nazaret in Galiläa nach Betlehem in Judäa gehen musste, um sich in die Steuerliste eintragen zu lassen. Das liest sich einfacher, als es ist. Denn Betlehem, südlich von Jerusalem, ist je nach Route rund 160 bis 180 Straßenkilometer von Nazaret entfernt. Dazu kommt, dass es einige Höhenmeter zu überwinden gilt.

Nun war Jusufs Verlobte, Mirjam, zudem hochschwanger. Es ist realistisch anzunehmen, dass Jusuf mit Mirjam für den Weg mindestens zwölf Tage brauchen würde. Eine höchst beschwerliche Reise, zu der Jusuf aufbricht.
 

Wüstenlandschaft in Israel mit Bergen im Hintergrund

Während wir uns also mit Schokoadventskalendern die Zeit vertreiben, wandern Josef und Maria über steinige und staubige Wege von Dorf zu Dorf. Jeden Tag muss Verpflegung und Übernachtung organisiert werden. Jeden Tag muss gehofft werden, dass die Wehen wegen der Strapazen der Reise noch nicht einsetzen. Immerhin würden sie in Jerusalem vorbeikommen. Eine gute Gelegenheit, den Tempel zu besuchen. Wer von uns würde nach Rom reisen und nicht den Petersdom besichtigen?

Warum erzählt uns Lukas das alles? Das Detail, auf das es ankommt, ist der Hinweis, dass Josef aus dem Haus und Geschlecht Davids war. David wurde vom Hirtenbuben zum bedeutendsten König in der Geschichte Israels. Er eroberte von Betlehem aus Jerusalem, machte es zur Hauptstadt und plante den Tempel. Gott sagte ihm zu, dass sein Haus auf ewig Bestand haben würde. Und so schließt sich also der Kreis, wenn Jusuf nun wieder zurückkehrt nach Betlehem.

Allerdings sah die politische Situation um die Zeitenwende ganz anders aus. Israel war von der Weltmacht Rom besetzt und König Herodes verdankte seine Macht alleine den Römern. Konkurrenz und Rebellion war das letzte, das er brauchen konnte. Es ist also hochbrisant, dass Jusuf ein Nachkomme des großen Königs David ist!

Zudem wird Jusuf dem Neugeborenen den Namen Jeschua geben, das bedeutet: Gott rettet.
Was für eine Ansage!
 

Ein Vater hält sein neugeborenes Kind. Der Kopf des Kindes liegt ganz zärtlich an der Wange des Vaters. Mit der linken Hand stützt der Vater behutsam den Kopf des Kindes. Das Baby hat die Augen geschlossen und zufrieden.
Phillip Tengg
Phillip Tengg Mag. theol.

Mag. Phillip Tengg hat katholische Fachtheologie in Innsbruck studiert und ist Geschäftsführer des k+lv. Außerdem ist er Fachreferent für Jugend-Liturgie in der Diözese Innsbruck.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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1 Kommentare

  • Josef Ebenbichler
    Josef Ebenbichler

    S.g. Herr Mag. Tengg!

    Da ich schon ziemlich geraume Zeit den Vornamen "Josef" trage, freute ich mich sehr über Ihre Artikelserie im "Aufleben". - Leider spielt mein Namenspatron in den diversen Krippen und Krippendarstellungen nicht selten eine Randfigur, hat er eine Nebenrolle. Höchste Zeit ihn "vor den Vorhang" zu bitten. - Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Folgen Ihrer Serie.

    Danke!

    Herzliche Grüße von

    Josef Ebenbichler

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