
Wenn der Sturm losbricht – Konflikte im Schulalltag gemeinsam bewältigen
Respekt, Wertschätzung und Achtung wirklich meinen
Es passiert schneller, als man denkt: Ein Konflikt in der Schule, sei es im Kollegium, zwischen Lehrkräften und Schüler*innen oder auch mit Eltern, spitzt sich zu. Stimmen werden lauter, die Emotionen kochen hoch – und ehe man es bemerkt, sind Worte gefallen, die tief verletzen und lange nachhallen.
Als Gewerkschaft sind wir zwar an Konflikte gewöhnt, die Situationen im vergangenen Schuljahr, sei es an den Schulen, in Zusammenarbeit mit der Dienstbehörde oder auch die öffentliche Diskussion, die in vielen Bereichen extreme Ausformungen annimmt, haben uns dennoch überrascht.
Eine wesentliche Frage ist, warum es immer wieder – und offensichtlich immer öfter – zu Konfliktsituationen kommt. Schule ist und war ein hochkomplexer Lebens- und Arbeitsraum. Ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, Erwartungen, aber auch Leistungsdruck und Zeitknappheit prallen hier täglich aufeinander. Kleine Missverständnisse können sich leider schnell zu Konflikten auswachsen, wenn keine Zeit bleibt, sie in Ruhe zu klären. Hinzu kommt, dass die allgemeine Belastung im Bildungsbereich in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Viele fühlen sich gestresst, nicht ausreichend gehört oder anerkannt. Diese Mischung schafft einen Nährboden, auf dem Spannungen entstehen, die schließlich auch eskalieren können.
Verletzende Worte haben enorme Kraft. Sie treffen nicht nur in der aktuellen Situation, sondern wirken nach – oft über Wochen, Monate oder gar Jahre. Besonders problematisch ist, dass sie das Fundament des Miteinanders erschüttern: das Vertrauen. Dadurch wird Zusammenarbeit auf lange Sicht schwierig. Misstrauen, Distanz und eine vergiftete Stimmung können die Folge sein.
Die Achtung voreinander bestimmt deshalb in entscheidender Weise den Umgang miteinander. Wer sein Gegenüber respektiert, versucht auch in Konfliktsituationen eine Sprache zu wählen, die zwar klar, aber nicht verletzend ist. Respekt bedeutet, den anderen in seiner Rolle und Würde anzuerkennen, auch dann, wenn man inhaltlich nicht übereinstimmt. Dazu gehören die oft besprochenen aber all zu leicht vergessenen Möglichkeiten innezuhalten, bevor man reagiert, die Perspektive des anderen wahrzunehmen und Worte zu wählen, die Brücken bauen, statt Gräben zu vertiefen.
Wer sein Gegenüber respektiert, versucht auch in Konfliktsituationen eine Sprache zu wählen, die zwar klar, aber nicht verletzend ist.
Natürlich lassen sich Konflikte nicht völlig vermeiden und es ist im Grunde auch nicht schlecht, wenn es welche gibt. Doch der Umgang damit entscheidet über die Qualität der Zusammenarbeit. Hilfreich ist es, feste Gesprächsformen zu etablieren, nach einer Eskalation nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen, sondern aktiv aufeinander zuzugehen, um klärende Gespräche zu führen. Ebenso wichtig ist die Grundeinstellung, dass verletzende Worte keinen Platz haben dürfen, weil sie langfristig mehr zerstören, als kurzfristig entlasten.
Schule ist ein Ort des Lernens – nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für uns Lehrer*innen und für die Eltern. Gerade in schwierigen Momenten zeigt sich, wie ernst wir es mit Respekt, Wertschätzung und Achtung meinen. Konflikte sind unvermeidlich, doch die Art, wie wir miteinander umgehen, bestimmt das Klima an einer Schule. Worte können verletzen – aber sie können auch heilen.
Alles Gesagte gilt aber nicht nur für die Zusammenarbeit an den Schulen, sondern gilt ebenso mit Blick auf die Schnittmengen und Problemstellungen mit der Dienstbehörde und der Politik. Auch hier gilt für beide Seiten, dass Vertrauen nur dann gewonnen werden kann, wenn nicht ein Gefühl bleibt, dass hinter dem Rücken schlecht über den jeweils anderen geredet wird.
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