„Prüfungsstress“ kann sich mal verduften! Prüfungen besser bewältigen mit Düften

Dufte Tipps beim Lernen

Höhen und Tiefen im Schulalltag erleben - ich glaube, dieses Thema ist aktueller denn je. Egal ob Kinder und Jugendliche, Eltern oder Pädagog*innen, allen wurde in den letzten Monaten viel abverlangt. Zur Bewältigung von schulischen Herausforderungen haben wir, neben dem wertvollen pädagogischen Ansatz, auch noch einen unterstützenden: Duftreize mit ätherischen Ölen.

Um zu verstehen, wie Düfte beim Lernen, bei Prüfungen oder Schulstress helfen können, will ich erklären, was ätherische Öle sind.

Was sind ätherische Öle?

Ätherische Öle sind pflanzliche Duftstoffe. Der Begriff „ätherisch“ bedeutet, dass es sich um etwas nicht Greifbares handelt, um eine leicht flüchtige Substanz. Die Pflanze nutzt diese Stoffe zur Kommunikation: Sie lockt Insekten an, welche die Fortpflanzung (Bestäubung) übernehmen, wehrt Fressfeinde ab oder schützt sich vor Krankheiten. [1]

Schon lange nutzt auch der Mensch ätherische Öle für sich. Die wohl berühmteste Überlieferung ist die Darstellung vom „Schnabeldoktor“. In der Zeit, als die Pest wütete, legten sich die Ärzte beim Besuch der Erkrankten einen mit Kräutern gefüllten Schnabel an. Die ausströmenden Duftstoffe der Kräuter sollten den Arzt auch vor Ansteckung schützen. Auch ihnen begegnen im Alltag ätherische Öle. Zum Beispiel in Form von Küchenkräutern, die ihrem Essen einen besonderen Geschmack verleihen. Oder bei einem Waldspaziergang, wo sie den wunderbaren Duft der Nadelbäume einatmen – achten Sie einmal bewusst darauf.

Heute gewinnt man die wertvollen Duftstoffe von Pflanzen hauptsächlich durch Destillationsverfahren. Ätherische Öle enthalten die gebündelte Lebenskraft der Pflanze und wirken unmittelbar auf das Gehirn. Auf diese Weise können sie sowohl physische als auch psychische Prozesse im Körper positiv beeinflussen.

Düfte als „Eselsbrücken“ zum Lernstoff

Sie kennen das vielleicht: Sie sind irgendwo und plötzlich halten sie inne und versuchen, sich zu erinnern. Woher kennen sie diesen Geruch? War es der Urlaub in der Toskana, der Apfelkuchen von der Oma oder der schöne Sommer auf der Alm? Düfte wecken Erinnerungen und Assoziationen.

Wer intensiv an den Geruch einer Zitrone denkt (frisch, spritzig, klar), beobachtet im Mund vermehrte Speichelansammlung. Der Grund dafür liegt im Lernprozess: Zitronenduft, verbunden mit saurem Geschmack, bewirkt eine Aufforderung an die Speicheldrüsen vermehrt ihre Tätigkeit aufzunehmen. Für das Lernen bedeutet das, dass ein Duft eine Verknüpfung zum Gelernten (Geruchsgedächtnis) herstellen kann. [2] Wenn das Lernen mit individuellen Düften unterstützt wird, können wir das Wissen, das in Verbindung mit dem Duft abgespeichert wurde, in der richtigen Situation einfach und schnell wieder abrufen. Ätherische Öle dienen hier als Eselsbrücke zum Lernstoff.

Lernen mit ätherischen Ölen: So geht‘s

Als besonders erfolgreich hat sich herausgestellt, dass das Kind vor Prüfungen mit Einzelölen lernen sollte, um sich das Gelernte leichter merken zu können. Wir sprechen hier gezielt von einem „Lernduft“: Jedes Schulfach erhält konkret einen ausgewählten Duft. Bewährt haben sich hierbei die ätherischen Öle der Nadelhölzer (z.B. Weißtanne), Rosmarin, Cajeput oder Zitrone. Aber auch andere sehr gängige Öle wie Orangen- oder Mandarinenöl. Idealerweise wird dem Kind die Auswahl selbst überlassen. Das wichtigste dabei ist, dass das Kind sich mit dem Duft wohlfühlt. Es entscheidet außerdem selbst, welchen Duft es für welches Fach wählt.

Das ausgewählte ätherische Öl wird in einen Riechstift getropft (3 – 6 Tropfen) und mit dem zu assoziierenden Fach beschriftet. Pro Fach ein Duft. Das ist wichtig, damit die Zuordnung die Assoziation gezielt unterstützt. Nun lernt das Kind den Prüfungsstoff zum dazugehörigen Prüfungsfach im Beisein des Duftes. Zu Beginn der Lernphase schnuppert das Kind mit 4 – 5 tiefen Atemzügen am vorbereiteten Riechstift. Während des Lernens sollte das Kind wiederholt am Riechstift schnuppern (ca. alle 15 Minuten). Wiederholungen der Lerninhalte sollte man ebenfalls im Beisein vom ätherischen Öl machen.

Am Tag der Prüfung nimmt das Kind dann den Riechstift mit. Vor und während der Prüfung kann es immer wieder daran schnuppern, sodass das Gelernte über die Assoziation mit dem Duft leichter abgerufen werden kann. Besonders ängstlichen und nervösen Kindern kann diese Methode helfen, Prüfungsblockaden besser zu meistern.

Was tun bei Prüfungsangst?

Übrigens für sehr nervöse Kinder, die vor Prüfungen Angstzustände haben, gibt es eine duftende Sofort-Hilfe zum Mitnehmen: ein Roll-on mit ätherischen Ölen, die man auf die Pulse am Handgelenk aufträgt und daran riecht. Besonders bei Stresssituationen hat sich das ätherische Öl der Bergamotte bewährt. Forscher fanden heraus, dass allein über den Geruch von Bergamottenöl der Cortisolspiegel (Stresshormon) im Speichel sinkt. [3] Das bedeutet, dass der Stresspegel reduziert werden kann. Ebenso konnte gezeigt werden, dass Müdigkeit und negative Emotionen positiv beeinflusst wurden.

Forscher fanden heraus, dass allein über den Geruch von Bergamottenöl der Cortisolspiegel im Speichel sinkt.

Ein Roll-on zum Mitnehmen können die Eltern mit oder für das Kind ganz einfach selbst mischen:

Roll-on Rezept bei Nervosität & Stress

Zutaten für Kinder ab 6 Jahren

  • 10 ml Jojobaöl
  • 2 Tropfen Benzoe Resinoid 50%
  • 1 Tropfen Bergamotte
  • Leere Roll-on Braunglasflasche

Geben Sie einfach das Jojobaöl in das leere Roll-on Fläschchen. Fügen Sie die angegebenen ätherischen Öle hinzu und verschließen Sie das Roll-on. Für Kinder ab 10 Jahren können Sie die Tropfenanzahl von Benzoe Resinoid verdoppeln.

Das Roll-on kann das Kind in die Schule mitnehmen und nach Bedarf (auch mehrmals täglich, natürlich ohne zu übertreiben) auf die Pulse am Handgelenk auftragen und daran schnuppern.

Düfte für mehr Konzentration

Ein weiteres Thema im schulischen Setting ist die Konzentration, also die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit dauerhaft zu fokussieren. Haben sich Konzentrationsstörungen infolge von Erschöpfung und Überlastung entwickelt, sind ätherische Öle sehr hilfreich und werden mit positivem Erfolg eingesetzt. Eine britische Studie (2003) konnte bei Rosmarin eine signifikante Steigerung des Arbeitsgedächtnisses feststellen. [4]

Für das Fördern der allgemeinen Konzentration (z.B. beim Hausaufgaben machen) empfiehlt sich ein „Konzentrationsduft“. Im Gegensatz zum „Lernduft“, bei dem ein einzelnes Öl zum Einsatz kommt, empfiehlt sich bei der Konzentration eine Mischung aus mehreren Ölen, wie die Duftmischung „Aktivierung“, die in der Lage ist, die Konzentration zu fördern. Als Methode eignet sich hier am besten eine gezielte Raumbeduftung. Mithilfe eines elektrischen Verneblers können auch größere Räume beduftet werden, z.B. Klassenzimmer. Über diesen Weg kann man mehreren Kindern in der Schulklasse helfen, bei der Sache zu bleiben. Auch die Fachreferent*innen in unserer Gesundheitsschule nutzen die Duftmischung „Aktivierung“ mit Zitrone, Rosmarin und Lemongrass, um die Aufmerksamkeit der Seminarteilnehmenden zu fördern.

Ätherische Öle sind dankbare Helfer in Zeiten von erhöhten schulischen Herausforderungen wie Prüfungen. Sie können gezielt beim Lernen unterstützen, Konzentration fördern und sogar Ängste oder Prüfungsstress mindern. Das Wunderbare an ätherischen Ölen ist ihr positiver „Nebeneffekt“. Denn angewendet als Raumbeduftung wirken sie nicht nur gezielt, sondern sorgen mit ihrem Duft für eine allgemeine Wohlfühlatmosphäre und fördern eine positive Stimmung. Bei allen Beteiligten – Kinder, Eltern und Lehrende.

Viel Erfolg beim Lernen und bei den Prüfungen!
 © 2021 Aromapflege GmbH.

 

Raumbedüfte sorgen für einen allgemeine Wohlfühlatmosphäre und fördern eine positive Stimmung.

 

 

Düfte können eine Eselsbrücke zum Lernstoff sein.

Literaturhinweise

[1] Werner, M., Braunschweig, R. (2020): Praxis Aromatherapie – Grundlagen, Steckbriefe, Indikationen. 6. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag.
[2] Baron, Robert A.et al.“A Whiff of reality: emprical evidence concerning the effects of pleasant fragrances on workreleated behavior“ in: Journal of Applied Psychoogy, Vol.24, Issue 13, S. 1179-1203, Juli 1994.
[3] Watanabe E, Kuchta K, Kimura M, Rauwald HW, Kamei T, Imanishi J. Effects of bergamot (Citrus bergamia (Risso) Wright & Arn.) essential oil aromatherapy on mood states, parasympathetic nervous system activity, and salivary cortisol levels in 41 healthy females. Forsch Komplementmed. 2015;22(1):43-9. doi: 10.1159/000380989. Epub 2015 Feb 19. PMID: 25824404.
[4] Moss, M., Cook, J., Wesnes, K., & Duckett, P. (2003). Aromas of rosemary and lavender essential oils differentially affect cognition and mood in healthy adults. International Journal of Neuroscience, 113(1), 15-38.

Evelyn Deutsch-Grasl
Evelyn Deutsch-Grasl

Evelyn Deutsch-Grasl ist Drogistin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Heilkräuterfachfrau, Expertin für komplementäre Gesundheitspflege und Buchautorin.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-ND.

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