Prüfungen sind Grenzerfahrungen

„Prüfungen sind Grenzerfahrungen, an denen man wächst“ hat Lizz Görgl in einem Interview gesagt. Eine Erfahrung auf die viele von uns und viele Schüler*innen gerne verzichten wollen. Diese Aussage hat uns vom AUFLEBEN neugierig gemacht, deshalb haben wir bei Lizz Görgl nachgefragt.

PRÜFUNGEN SIND ERFAHRUNGEN, AN DENEN MAN WÄCHST

Die ehemalige Schirennläuferin Lizz Görgl hat uns mit ihren sportlichen Erfolgen und ihren zahlreichen Medienauftritten durch ihre sympathische Art viele spannende und erfreuliche Fernseh- und Radio-Momente geschenkt. Ein bisschen Tiroler Stolz kommt da ja auch noch dazu, denn Lizz Görgl ist die Tochter der gebürtigen Schwazerin und ebenfalls erfolgreichen Schirennläuferin Traudl Hecher.


In „Frühstück bei mir“ im Mai 2019 haben Sie mit Claudia Stöckl auch über das Thema Prüfungen und Matura gesprochen und Sie haben damals gesagt: „Die Matura ist eine Grenzerfahrung, an der man wächst.“ Was haben Sie damit gemeint?        

Ich habe das bei meiner Matura so wahrgenommen, dass die Anforderung  darin bestand, den gesamten Stoff der letzten 5 Jahre in dem jeweiligen Prüfungsfach reproduzieren zu können. Das ist keine leichte Aufgabe. Da muss man sich etwas überlegen - eine Strategie entwickeln, kreativ sein. Und genau darum geht es. Die Matura heißt ja auch Reifeprüfung. Es geht nicht nur darum, den Lernstoff per se zu können, weil der so von Bedeutung wäre, nein es geht vielmehr darum, sich der Aufgabe zu stellen und einen Plan zu haben, wie man diese Mammut-Aufgabe löst und selbstsicher in die Prüfung geht. Hat man das verstanden, wird man auch später im Leben nicht so leicht vor großen Herausforderungen einen Rückzieher machen, weil man das schon mal geübt hat. Und  klappt das beim ersten Mal nicht, na dann bekommt man in unserem System eh immer eine 2. und 3 Chance.

Wie kann man Ihrer Erfahrung nach ein Schirennen mit einer (schulischen) Prüfung vergleichen?

Im Prinzip ist es dasselbe. Es ist eine Ausnahmesituation, die es zu meistern gilt. Man bereitet sich vor, übt, trainiert, lernt, um dann am Tag X bestmöglich performen zu können. Der einzige Unterschied liegt vermutlich darin, dass viele die Schule als Pflichtübung sehen, ich mir hingegen das Skifahren frei gewählt habe. Letztlich macht es aber keinen Unterschied. Wenn dann der „Tag der Wahrheit“ gekommen ist, möchte man seine bestmöglichste Leistung abrufen, oder eben irgendwie durchkommen. Es liegt an einem selbst, welche Zielsetzung man sich zutraut und ob man sich auch mal mit der eigenen Zielsetzung aus der Komfortzone begibt. Ich kann nur sagen, es schadet nicht, sich nach seinen eigenen Möglichkeiten immer wieder aus der Komfortzone zu begeben - es lässt einen wachsen, größer und freier werden.

Was hat Ihnen geholfen, sich mental auf ein Weltcuprennen vorzubereiten?

Für mich war es immer wichtig, dass ich im Vorfeld gut vorbereitet war. Das bedeutet, dass ich mein Material gut abgestimmt wusste, dass ich mich körperlich und skitechnisch wohlfühlte und den Kurs gut im Kopf hatte. Danach ging es nur mehr um die richtige Zentrierung durch meine Meditation, die ich im Übrigen auch heute noch mache, wenn ich vor einer Herausforderung stehe wie beispielsweise bei der Dancing Stars Live Show, oder wenn ich live mit meiner Band auf der Donauinsel singe oder wenn ich einen Vortrag halte. So bin ich im optimalen Spannungsfeld zwischen Sympathikus und Parasympathikus, das eingelernte und trainierte kann umgesetzt werden, meine Intuition kann sich entfalten und ich kann mit Freude und Zuversicht in die Aktion gehen.

Wie fühlt es sich an so kurz vor einem Rennen im Starthaus zu stehen? Ist das für Sie mit einer Prüfungssituation vergleichbar?

Ja es fühlt sich vergleichbar an, es geht um was, man ist sehr angespannt und hoch konzentriert. Aber ich würde sagen, im Starthaus ist es sogar noch mehr Anspannung, denn man weiß, wenn man einen Fehler macht, dann kann das sehr weh tun. Das Adrenalin steigt enorm, hilft aber auch so richtig, in die Präsenz zu kommen und seinen Job fokussiert zu machen.

Ein schönes Gefühl, wenn man bei einem Rennen oder einer Prüfung erfolgreich war. Wie kann man mit Niederlagen umgehen und sich für den nächsten Start wieder gut motivieren?

Für mich war es immer wichtig zu verstehen, warum Dinge klappen oder eben nicht funktionieren. Das bedeutet, mein Zugang ist es, die Dinge zu analysieren, also alles zu reflektieren und im Idealfall den Fehler, oder „das Fehlende“ zu erkennen und dementsprechend das eigene Verhalten oder was eben nötig ist, zu verändern. Daran habe ich mich früher gehalten und daran halte ich mich heute. Es geht für mich bei allem darum, sich zu hinterfragen, zu erkennen und sich nötigenfalls zu adaptieren. Das bedeutet für mich Entwicklung und Selbstoptimierung und ist letztendlich unumgänglich, um erfolgreich zu sein.

"Wenn Kritiker nun sagen, aber es muss doch nicht jede*r erfolgreich sein, dann entgegne ich, das stimmt und Erfolg ist sehr subjektiv… aber jeder Mensch möchte glücklich sein und glücklich wird man meiner Meinung nach nur, wenn man sich selbst sehr nahe ist und die eigenen Fähigkeiten ausschöpft. Und das ist letztlich Erfolg!"

Goldmedaille gewonnen
Jubel über den Sieg
Mentales Training
Yes!

 

Lizz Görgl 

  • ist ehemalige Spitzensportlerin
  • stattlich geprüfte Schilehrerin
  • staatlich geprüfte Konditionstrainerin
  • und Sportmentalcoach in Ausbildung und
  • Keynotesprecherin
     

 

Video vom Weltmeisterlauf in Garmisch Abfahrt – The Golden Görgl

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Video vom Weltmeisterlauf in Garmisch SuperG – Lizz hat sich alles gut eingeprägt

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Weiterführende Links 

 

Buchtipps von Lizz Görgl

Elke Pallhuber
Elke Pallhuber

Elke Pallhuber ist pädagogische Mitarbeiterin im k+lv und im Redaktionsteam von AUFLEBEN.online.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-ND.

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