LENA - Ein Lern- und Leistungsnachweis (2)

3. Konzept LENA

Im ersten Teil des Artikels wurde der neue Lehrplan hinsichtlich der Kriterien für guten Unterricht analysiert und mit dem Daltonplan sowie dem COOL-Konzept abgeglichen. In diesem zweiten Teil des Artikels wird, basierend auf den Ergebnissen, ein Konzept vorgestellt, das die vielfältigen Anforderungen des Lehrplanes umsetzt. 

3.1 LENA als Weiterentwicklung des Daltonplanes und des COOL-Konzeptes unter Berücksichtigung der Forderungen des neuen Lehrplanes
 

LENA – der Lern- und Leistungsnachweis – ist ein Unterrichtskonzept, das die Assignments des Daltonplanes bzw. COOL-Konzeptes in ein mehrphasiges Modell einbettet. Formativem Feedback wird Platz geboten, der Lernprozess orientiert sich an konkreten Lernprodukten und -ergebnissen, die die im Lehrplan geforderten Kompetenzen wahrnehmbar machen.
LENA ist für Schülerinnen und Schüler eine Möglichkeit, Leistungen und den individuellen Lernzuwachs während des Unterrichts unter Beweis zu stellen. Anders ausgedrückt: LENA ermöglicht Lernenden, Erfolge zu feiern!
Erfolgreiches Arbeiten an einem Lern- und Leistungsnachweis orientiert sich an folgenden Kriterien und Zielen, die von Beginn an transparent sind und Schülerinnen und Schülern sowie deren Erziehungsberechtigten mitgeteilt werden. „Du“ spricht im folgenden Teil die Lernenden an:

 

  • Du weißt von Beginn an, was (inhaltlich) auf dich zukommt und wie viele Aufgaben zur Bearbeitung zur Verfügung stehen. Zeitliche Richtwerte sagen dir, wie viel Zeit du für die einzelnen Aufgaben benötigen solltest. Sie helfen dir, deine Arbeit einzuteilen und zu planen. Du wirst merken, ob dein Arbeitstempo angemessen ist und nutzt LENA, um effizienter und zielgerichteter zu arbeiten.
     
  • Du bearbeitest deinen LENA selbstständig. Du wirst dabei über dich selbst lernen, wie genau du geschriebene Anweisungen umsetzen kannst, ob du durchhaltefähig bist und dich – auch nach Rückschlägen – selbst motivieren kannst.
     
  • Bei Teamaufgaben trägst du deinen Teil zum Gelingen bei und unterstützt andere bzw. lässt es zu, dass andere dich unterstützen. 
  • Manche Aufgaben fordern neben deinem Teamgeist auch deine Kreativität. Immer gilt: Du arbeitest sorgfältig bzw. nachvollziehbar, versuchst dich aber auch an kreativen Lösungen.
     
  • Je nach Art der Aufgabe steht es dir frei, ob du Aufgaben überhaupt bearbeitest bzw. welche Aufgabe du im Detail auswählst. Du bist verantwortlich für deinen Lernprozess!
     
  • Jede Aufgabe des LENA ist mit einer Selbsteinschätzung ausgestattet. So lernst du, deine eigene Leistung einzuordnen. 

 

3.2 LENA-Phasen

Ein LENA gliedert sich in sechs Phasen, die den Forderungen der im ersten Teil des Artikels geschilderten Konzepte und den Grundsätzen des Lehrplanes begegnen.
Um den Schülerinnen und Schülern eine Vorstellung über die einzelnen Phasen und ihre Ziele zu geben, wurde bei der Konzeptentwicklung eine Erklärung gesucht, die altersgerecht und zielgruppengeeignet ist: die Zubereitung eines Essens. Darauf abgestimmte Icons unterstützen das Verstehen des mehrphasigen Modelles. Der folgende Teil stammt aus der Information für Schülerinnen und Schüler bzw. Erziehungsberechtigte: 

Stell dir LENA wie die Zubereitung eines Essens vor:

  1. Du erfährst zunächst, was gekocht werden soll (Kickoff).
  2. Danach bereitest du alles vor, was du zum Kochen benötigst (Vorbereitung).
  3.  Erst dann beginnst du, die Speise herzustellen (Action).
  4. Bevor du das Essen servierst, lässt du es andere kosten, um zu erfahren, ob dir die Umsetzung gelungen ist (Feedback).
  5. Nachdem du eine Meinung von anderen Personen eingeholt hast, gehst du an das Feintuning. Beim Kochen spricht man hier vom „Abschmecken“: Du versuchst im letzten Schritt, das Beste aus deinem Gericht herauszuholen (Reaction).
  6. Am Ende servierst du dein Essen und erhältst dafür eine Bewertung von den Gästen (Leistungsrückmeldung).
Abbildung 1: Überblick über die Phasen des LENA

3.3 LENA-Roadmap

Damit der Lernprozess, der während der Phase „Action“ stattfindet, von Beginn an transparent ist, wurde eine visualisierte Darstellung gewählt: Auf einer Karte – Roadmap genannt – werden alle Aufgaben mit zeitlichen Richtwerten dargestellt. Die Roadmap dokumentiert das Fortschreiten während der Bearbeitung und gibt Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen einen schnellen Überblick über den Bearbeitungsstand.
Die folgende Erklärung findet sich im Informationsblatt für Lernende und Erziehungsberechtigte:

In der Roadmap hast du von Beginn an eine Übersicht über alle Aufgaben und siehst, welche Wege du gehen kannst, um das Ziel am Ende des LENA zu erreichen.

Abbildung 2: Beispiel für eine Roadmap eines LENA

3.4 LENA-Aufgabentypen

LENA ermöglicht eine individuelle Auswahl von Aufgaben, die alle in der Roadmap abgebildet sind. Unterschieden werden drei Arten von Aufgaben, die mit Hilfe eines entsprechenden Icons erkennbar sind:

  •  Pflichtaufgaben
    sind jene Aufgaben, die während der Arbeit am LENA bearbeitet und erledigt werden müssen. Erkennbar sind sie am Pfirsichsymbol: „Pf“ erinnert an Pflicht.
     
  • Wahlpflichtaufgaben
    ermöglichen die Auswahl zwischen zwei oder mehreren Pflichtaufgaben. Schülerinnen und Schüler wählen jene „Erdbeer-Aufgabe“, die sie für ihren persönlichen Lernweg als hilfreich und nützlich erachten.
     
  • Wahlaufgaben
    sind Aufgaben, die freiwillig erledigt bzw. nicht bearbeitet werden müssen. Sie dienen der persönlichen Vertiefung oder Auseinandersetzung mit Aufgaben, die den Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler entgegenkommen. Die Walnuss ist das entsprechende Symbol.
Abbildung 3: Arten von Aufgaben

3.5 Aufbau einer Aufgabe eines LENA

Jede Aufgabe eines LENA ist gleich aufgebaut. Die bei jeder Aufgabe enthaltenen Informationen helfen den Schülerinnen und Schülern bei der Auswahl der Wahl- und Wahlpflichtaufgaben.

Abbildung 4: Erklärung des Ausbaus einer Aufgabe des LENA

Unterhalb folgt die eigentliche Aufgabe. Lernziele sind transparent abgebildet und ein weiteres Entscheidungskriterium für die Wahl von Erdbeer- oder Walnussaufgaben. Der „Weg zum Lernprodukt“ unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der selbstständigen Bewältigung der Aufgaben und Problemstellungen. Nach der Erstellung des Lernproduktes erfolgt eine Selbsteinschätzung.

Abbildung 5: Eine LENA-Aufgabe im Detail

3.6. Formatives Feedback 

Nach Bearbeitung der Aufgaben folgt ein formatives Zwischenfeedback. Hier werden die Forderungen des neuen Lehrplanes berücksichtigt: Lernen ist ein reflexiver und ge- und begleiteter Prozess, die summative Bewertung rückt in den Hintergrund.

Abbildung 6: Drei Arten des Feedbacks - Erklärung im Infoblatt

Der Feedbackbogen ermöglicht den Vergleich von Selbst- und Fremdeinschätzung. Die Fähigkeit, die eigene und andere Arbeiten rückzumelden, wird geschult. Die Rückmeldung erfolgt grafisch. Im Folgenden ein Ausschnitt des Feedbackbogens eines LENA:

Abbildung 7: Ausschnitt aus dem Feedbackbogen eines LENA

3.7. Reaction

Abgeschlossen wird der Lern- und Leistungsnachweis mit einer Überarbeitung entlang des Feedbackbogens. Die Rückmeldungen sind Basis für eine zielgerichtete Verbesserung des LENA. In einer Rückschau in Form eines Abschlussberichtes wird die eigene Arbeit nochmals reflektiert und einer Lehrperson zur Bewertung überreicht.

Abbildung 8: Ausschnitt aus dem Abschlussbericht, den Schülerinnen und Schüler vor der Abgabe erledigen

Leistungsbeurteilung und Check

Die Beurteilung eines LENA folgt Kriterien, die von Beginn an bekannt sind. Die Grundsätze des Lehrplanes werden dabei berücksichtigt, die einzelnen Ziele erweitern den fachlichen Wissens- und Kompetenzerwerb um überfachliche Fähigkeiten.

In der Leistungsrückmeldung des LENA werden die Kriterien abgebildet, geclustert und nach dem bisher bekannten System rückgemeldet. 

Abbildung 9: Teil eines Bewertungsbogens eines LENA

Zusätzlich zur Bewertung des LENA wird – wie oben bereits beschrieben – am Ende der für die Erstellung des Lern- und Leistungsnachweises vorgesehenen Lerneinheiten eine Informationsfeststellung im Sinne des Gesetzgebers durchgeführt: Diese schriftliche Leistungsrückmeldung zeigt Schülerinnen und Schülern, inwieweit sie die behandelten Inhalte in einer schriftlichen Arbeit reproduzieren und anwenden können.

Weitere Teile von LENA - Ein Lern- und Leistungsnachweis

Michael E. Luxner
Michael E. Luxner

“Fehler sind Helfer und machen Lernen sichtbar!” ist das Motto von Michael E. Luxner.

Er beschäftigt sich mit digitalem Lernen und dem Einsatz moderner Technologien. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der MINT-Gegenstände (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in der Implementierung einer zeitgemäßen Lernkultur unter den Schlagworten „Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Verantwortung und Kollaboration“.

Michael E. Luxner war Lehrer an der Praxismittelschule der Pädagogischen Hochschule Tirol und leitet die Schule seit 1. September 2023.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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