Ein Raum für Austausch und Information
Das Netzwerk entstand im Zusammenhang mit dem Programm „Trust in Science and Democracy“ (TruSD), welches in weiterer Folge in der Dachmarke „DNAustria“ aufging. Die Idee war und ist, einen Raum des Austausches und der Information zu schaffen, der Lehrende dabei unterstützt, die ihnen anvertrauten Kinder bei der Entwicklung demokratischer Grundhaltungen und Werte zu unterstützen.
Im Netzwerk stützen wir uns dabei auf die Thesen des US-amerikanischen Philosophen und Pädagogen John Dewey (1859-1952), der davon ausging, dass Demokratiebildung vor allem durch Erfahrung passiert und nicht durch Indoktrination erfolgen kann. Dewey sah das Lernen als Produkt einer Auseinandersetzung mit problemhaltiger sozialer Umgebung, das vor allem dann stattfindet, wenn Schüler*innen sich mit Problemen beschäftigen, praktisch Lösungen erproben und aus Reflexion des Problemlöseprozesses neue Erkenntnisse gewinnen.
Diese Definition von Lernprozessen können wir heute auch in den aktuellen Lehrplänen für die Primarstufe und Sekundarstufe 1 finden, wenngleich in etwas anderen Worten. Gefordert wird etwa ein kompetenzorientierter Unterricht, in dem u. a. „handlungs- und anwendungsorientiert gelehrt wird, in dem erworbenes Wissen zur Lösung von Problemen und zur Bewältigung von altersgerechten Anforderungssituationen genutzt wird.“ (Lehrplan der Volksschule, Zweiter Teil, Abs. 2) Auch die allgemeinen didaktischen Grundsätze weisen auf einen Lernbegriff hin, der Schüler*innen zu lernenden Akteur*innen anstelle bloßer Konsument:innen von dargebotenen Inhalten macht. An dieser Stelle können hier nur ein paar Schlagworte genannt werden, wie die Verpflichtung, Schüler*innen individuell wahrzunehmen, die Kooperation aller am Unterricht beteiligten Personen, die Pflege eines respektvollen Umgangs und die veränderte Lehrer*innenrolle, die vor allem die Begleitung des Lernprozesses in den Mittelpunkt rückt. In diesem Sinne ging Dewey davon aus, dass Demokratiebildung eben nur durch praktische Begegnung mit Problemen des menschlichen Zusammenlebens erfolgen kann. Demokratie kann im Alltag im Kleinen (Schule) gelernt werden, durch die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Merkmale. Gefordert ist die Fähigkeit zur Kooperation und Konfliktfähigkeit. Das in der Schule Erlebte wird zur Vorbereitung für die Existenz als Bürger*innen im Großen.
Demokratie kann im Alltag im Kleinen gelernt werden, durch die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Merkmale.
Demokratische Strukturen für ein positives Schulklima
So dargelegt und auch in den Worten des Lehrplans entsteht eine scheinbar hohe Anforderung an das System Schule bzw. die Lehrenden. Schnell sind dann die Urteile „weltfremd“, „undurchführbar“ und „überfordernd“ bei der Hand. Im gemeinsamen Austausch, dem Teilen von Good-Practice-Beispielen, aber auch in der kontroversen Auseinandersetzung mit dem Thema Demokratiebildung zeigen wir Wege auf, wie Lehrer*innen diesen Anforderungen gerecht werden können und wie demokratische Strukturen an Schulen für ein positives Schulklima und eine leistungsförderliche Lernkultur sorgen können.
Dabei können sich die Netzwerkmitglieder gegenseitig unterstützen, ihre Ideen einbringen, über Ausprobiertes gemeinsam reflektieren oder sogar einen „Critical Friend“ für die persönliche Weiterentwicklung gewinnen. Dazu fanden im ersten Jahr drei Veranstaltungen statt, neben der Gründungsveranstaltung im November 2023 wurde in den Semesterferien eine Exkursion in die Volksschule „Am Kaisermühlendamm“ (2. Platz beim Staatspreis „innovative Schulen“) unternommen, bei der sich die Teilnehmer*innen Inspiration holen konnten, wie Demokratie in einer inklusiv geführten Volksschule erleb- und spürbar wird.
Beim zweiten Netzwerktreffen im Frühjahr 2024 lernten wir ein bemerkenswertes Beispiel aus der Elementarpädagogik kennen, das aufzeigte, dass demokratische Sozialisation schon in frühesten Lebensjahren beginnen kann und muss.
Eingangs habe ich davon gesprochen, dass auf die Schule ein kritischer Blick als „vermeintlich undemokratischer Ort“ im Netzwerk geworfen wird. Es ist ein selbstkritischer Blick, der manchmal weh, aber oftmals auch guttut, haben sich doch in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Lehrer*innen aufgemacht, Schulkultur neu zu denken und für Schüler*innen Mitbestimmungsräume und Mitgestaltungsräume zu schaffen. Doch die Entwicklung und vor allem die nachhaltige Etablierung veränderter Schulkultur ist kein leichtes Unterfangen. Allen, die diese Herausforderung annehmen und damit Kindern auch eine positive Perspektive von Zukunft vermitteln, soll das „Netzwerk Demokratie in der Volksschule“ eine Heimat und Unterstützung bieten.
Herzliche Einladung
Somit möchte ich einladen, am Netzwerk teilzunehmen. Wer sich anmeldet, erhält in unregelmäßigen Abständen Informationen (z. B. Einladungen zu Veranstaltungen, Hinweise zu Unterrichtsmaterialien, „Good-Practice-Beispiele“ u.a.m.) und den Link zu einem Padlet, auf dem diese und weitere Informationen gesammelt werden.
Die Anmeldung erfolgt formlos per E-Mail an
- thomas.neuwirth@bildung-tirol.gv.at oder
- thomas.stornig@ph-tirol.ac.at oder
- elisabeth.rieder@bildung-tirol.gv.at.
Pro Semester findet ein Netzwerktreffen statt, darüber hinaus können weitere Veranstaltungen wie z. B. Exkursionen stattfinden. Zudem unterstützen wir – falls gewünscht – gerne bei der Suche nach Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Lehrpersonen und Schulen.
Das nächste Netzwerktreffen
Das nächste Netzwerktreffen findet am 7. November an der Pädagogischen Hochschule Tirol statt, als Referent ist Bernhard Köhle vom Institut Europify geladen. Das Treffen steht unter dem Motto „Demokratie und Mitbestimmung in der Praxis“.
Aus organisatorischen Gründen bitten wir dazu um die Anmeldung über PH-online:
Und für alle, die gerne auch gestalterisch am Netzwerk mitarbeiten: Derzeit entsteht ein Kernteam aus Netzwerkmitgliedern, das gemeinsam Ideen entwickelt, wie das Netzwerk weiter ausgebaut werden kann und miteinander die Treffen vorbereitet. Wer hierbei mitwirken und einen aktiven Beitrag zur Demokratiebildung an Tirols Schulen leisten möchte, kann sich dazu ebenfalls bei den oben angeführten Mailadressen melden!
Kommentare
Sei der erste, der diesen Artikel kommentiert.
Kommentar schreiben
Bitte logge dich ein, um einen Kommentar zu schreiben.