Rezension: Der Berufseinstieg von Lehrpersonen

Der Berufseinstieg von Lehrpersonen

Übergang und erste Berufsjahre im Kontext lebenslanger Professionaliesierung

Klaus Schneider, 2021, Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt

 

Übergang und erste Berufsjahre im Kontext lebenslanger Professionalisierung

Welche Inhalte benötigen Lehramtsstudenten*innen während der Ausbildung und welche Hilfestellungen benötigen Berufsanfänger*innen während der ersten Berufsjahre, um den Berufseinstieg für sich und die Personen ihres unmittelbaren Arbeitsumfelds (Schüler*innen, Eltern, Kollegen*innen, Vorgesetzte) erfolgreich absolvieren zu können? 
Wie wirkt sich die initiale Berufserfahrung auf den unmittelbaren weiteren beruflichen Verlauf (bis drei Jahre) der Berufsanfänger*innen aus?
Welche Anforderungen ergeben sich aus den gewonnenen Erkenntnissen an ein Curriculum für das Lehramtsstudium und an die Induktionsphase für Berufsanfänger*innen?

Das Erkenntnisinteresse des Autors Klaus Schneider in der Beantwortung der Fragestellungen mittels eines multimethodischen Zugangs fokussiert, Gelingensbedingungen für einen erfolgreichen Berufseinstieg bzw. für die weitere positive Entwicklung der Berufsbiografie zu identifizieren bzw. zu konzeptualisieren.

Das Ergebnis der Studie lautet: „Professionalisierung durch Kompetenzgewinn kann durch Vernetzung und Kooperation auf ganzheitlicher personaler und institutioneller Ebene zum Erfolgsprogramm werden“ (S. 18). Nach einem Vorwort des Autors wird das interessante 216 Seiten umfassende Werk in fünf Hauptkapitel unterteilt, welche eine eindrucksvolle und tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Thematik bieten.

In Einleitung (Kap. I) werden das Forschungsinteresse und die Fragestellungen zur Arbeit dargestellt, der wissenschaftliche Stand der Professionsforschung auszugsweise diskutiert und die Forschungsergebnisse in der Vorschau aufgezeigt.

In Grundlagen (Kap. II) erfolgt eine Diskussion zur Professionalisierung von Lehrpersonen, da diese einerseits Teil der Aus- und Fortbildung ist, andererseits als Gelingensbedingung für einen positiven Berufsstart gesehen wird. Als thematische Schwerpunkte rücken hierbei Kontingenzerfahrungen und Ungewissheit, Professionalisierung als Lehrperson durch die Herausbildung eines professionellen Habitus sowie Professionalisierung in den Praxisphasen als Lehrer*in ins Zentrum der Betrachtungsweise. Neugier, Erkenntnisinteresse und Offenheit im Umgang mit Krisenerfahrungen sind anzustrebende Zugänge; die professionelle Habitualisierung durch wissenschaftlich-reflexive Kompetenzen erfolgt aufgrund der Triade professionelles Wahrnehmen – professionelles Denken – professionelles Handeln. Dieser Inkorporierungsprozess, der Interaktion und Resonanz voraussetzt, wird als ein immer wiederkehrender, nie abgeschlossener beschrieben.

In Empirischer Zugang (Kap. III) werden die in den Grundlagen beschriebenen theoretischen Erkenntnisse aus Sicht Betroffener (25 Berufsanfänger*innen) und Experten*innen (15 Schulleiter*innen), die Resonanzphänomene exemplarisch im Feld der ersten Berufspraxis (Übergang) diskutiert. Dabei sind die Themen Habitus, Kooperation mit Schüler*innen, Autorität in der Klasse, Reflexion & Feedback, Systemwissen und Administration über das Konzept der vorliegenden Arbeit, Professionalisierung durch Kompetenzentwicklung, vernetzt. Habitus ist hierbei als Metathema überdies mit allen anderen Themen inhaltlich verbunden.

In Zusammenführung und Integration (Kap. IV) werden die empirisch gewonnenen Erkenntnisse in die theoretischen Konzepte zu Ungewissheit und Kontingenz sowie Lehrer*innenpersönlichkeit und Habitus eingebettet, Antworten auf die Forschungsfragen gegeben, theorie- bzw. empiriebasierte Rückschlüsse gezogen, weiterführende Gedanken formuliert sowie Grenzen der Arbeit aufgezeigt.

In Ansätze zur gelingenden Professionalisierung (Kap. V) werden zwei Möglichkeiten vorgestellt, welche die Idee der ganzheitlichen Professionalisierung von (angehenden) Lehrpersonen verfolgen und somit neue Kontingenz- bzw. Unverfügbarkeitsfenster öffnen sowie die Neugier auf weitere Beforschung dieser Thematik wecken.

Klaus Schneider betont die große Verantwortung auf Seiten der Dozierenden, Praxislehrpersonen, Mentoren*innen und Schulleiter*innen, da sie es sind, die den Blick auf konkrete, überschau- und realisierbare Kompetenz – und letztlich Professionalitätszuwächse lenken können. Reflexion, Feedback und Unterstützung in der persönlichen Entwicklung sind hierfür passende Werkzeuge. 

Klaus Schneider resümiert (S. 196):

Mit professionellem Lehrer*innenhabitus wird zum Ziel, zur Vision navigiert, zur professionellen Lehrperson mit beliebig vielen Handlungsschemata für beliebig viele (Unterrichts-)Situationen .


Das vorliegende Werk bietet hierfür einen wertvollen Beitrag als Kompass zur Richtungsweisung.

 

 

Der Buchautor Mag. Klaus Schneider ist Hochschullehrgangskoordinator an der PHT mit Schwerpunkt Mentoring - Berufseinstieg professionell begleiten und Beirat in der Sekundarstufe AB im Ausbildungsverbund West 

Klaudia Zangerl
Klaudia Zangerl BEd, Mag. Dr.

Klaudia Zangerl ist Lehrende an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

Kommentar schreiben

Bitte logge dich ein, um einen Kommentar zu schreiben.

Kommentare

Sei der erste, der diesen Artikel kommentiert.

Das könnte dich auch interessieren