Rezension: Bildung & Liebe

Bildung & Liebe

Interdisziplinäre Perspektiven

Nadja M.Köffler
Petra Steinmair-Pösel
Thomas Sojer
Peter Stöger (Hrsg.)
(2018)

Bielefeld: transcript Verlag
ISBN: 978-3-8376-4359-6

„Bildung und Liebe liefern ein breites Panorama: von Beziehungen, von Abgründen und Widersprüchen, aber auch von Solidaritäten und Hoffnungen.“

Wird Liebe im Lichte der Missbrauchsdiskussionen im Bildungskontext oftmals besonders kritisch beäugt bzw. tabuisiert, stellt sich auch die Frage, was aber ein Bildungsbegriff bedeutet, der sich dessen entledigt, was wir unter Liebe verstehen.
Der Sammelband „Bildung & Liebe. Interdisziplinäre Perspektiven“ plädiert für eine Neubesinnung. Die zwei Begriffe sollen befreit werden (Bildung aus den kapitalistischen Verwertungsindustrien, Liebe aus der Verflüchtigung in Romantizismen), und die Phänomene Liebe und Bildung in ihrer wechselseitigen Bezogenheit ans Licht kommen, wobei das „&“ deren existenzielle Verschränkung versinnbildlicht.

Nach einem interdisziplinären Vorwort „Bildung & Liebe“ der Herausgeber*innen Nadja M. Köffler, Petra Steinmair-Pösel, Thomas Sojer und Peter Stöger werden Bildung und Liebe in 20 Beiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln – Philosophie, Pädagogik, Sozialethik, Entwicklungspsychologie, der Medienwissenschaften, der Humanethologie und der Missbrauchsprävention – zum Thema tiefgreifender Auseinandersetzung und somit diskutierbar gemacht; sie spiegeln in Spruch und Widerspruch die Dynamiken von Bildung & Liebe.

Der bemerkenswerte Band wird hierbei in vier Kapitel unterteilt, in welchen sich die Beiträge den Themenbereichen „Philosophische Annäherungen“, „Bildung ohne Liebe? – Problemanzeigen“, „Gefährdungen der Liebe und Missbrauch“, „Lieben(d) Lernen“ widmen. 

In diesen werden grund-setzende und grund-sätzliche Fragen zu Bildung und Liebe, deren Verbundenheit, insbesondere in ihrer Verschränkung, mit „Weltbild“ dargestellt bzw. diskutiert; zudem wird Bildung in ihrer Heimatdisziplin, den Bildungswissenschaften, auf die Frage der Liebe hin neu geprüft und kritisch durchleuchtet. Neben einer Auseinandersetzung mit den „dunklen“ Seiten der Relation Bildung und Liebe, den Gefährdungen und Missverständnissen wird auch der Frage nachgegangen, inwiefern Liebe in den diskutierten Ausdrucksformen als Vertrauen, Anerkennung, Mitgefühl oder Empathie erlernt und geschult werden kann, wobei auch handlungspraktische Ansätze und Ratschläge zur Förderung eines konstruktiven Zusammenwirkens beider Qualitäten (beispielsweise an Orten formaler Bildung) thematisiert werden.

Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern Liebe in den diskutiereten Ausdrucksformen als Vertrauen, Anerkennung, Mitgefühlt oder Empathie erlernt und geschult werden kann. 

Im „&-Epilog“ erklärt Peter Stöger, dass mit dem Buch der Versuch erbracht wurde, „bei aller Berücksichtigung der sich selbstverständlich ergebenden (und durchaus fruchtbaren) Spannungsverhältnisse, die beiden Begriffe sorgsam zu sichten, zu schichten und in neue inter- und intrarelationale Dimensionen zu bringen. (…) (S. 403).“

Bildung wie Liebe als Wert fragt, so die Herausgeber*innen, wie sehr und wie tief wir uns von Werten leiten lassen. Es geht darum, so betonen sie, auch andere, widersprüchliche Sichtweisen anzuerkennen und zuzulassen, um gemeinsam auf dem Weg in Richtung einer umfassenderen Sicht zumindest einen kleinen Schritt voranzukommen.


Die vielfältigen Beiträge der 23 Autor*innen sind hier ein unglaublich beeindruckendes Plädoyer, die „bildend-liebenden“ und „liebend-bildenden“ Anteile der Menschwerdung wahrzunehmen und auch als solche anzuerkennen.

Klaudia Zangerl
Klaudia Zangerl BEd, Mag. Dr.

Klaudia Zangerl ist Lehrende an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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