Wie wir Erinnerungen gestalten können

"Genieße den Tag, 
denn die Momente von heute 
sind die Erinnerungen von morgen."
Martina Neuner hat uns ein paar Anregungen zusammen gestellt, wie wir Erinnerungskultur in unserem beruflichen Umfeld gut pflegen können. 
 

Spuren hinterlassen

Was tun, wenn Kollegen*innen das Team verlassen, weil sie in eine andere Schule oder in eine andere elementare Einrichtung wechseln oder in Pension gehen?

  • Eine "Abschiedsmappe": 
    Jede Person, die die Einrichtung verlässt, gestaltet eine Seite für diese Abschiedsmappe. Am Besten ist es, wenn Fragen - ähnlich, wie beim Freundebuch - schon vorgefertigt sind. 
    1) Das bin ich (Name und ein Foto) 
    2) In diesem Zeitraum war ich hier: 
    3) Das hat mir besonders gefallen:
    4) Das nehme ich mit: 
    5) Diese Spuren habe ich hinterlassen: 
    6) Eine besonders lustige oder berührende Situation, die ich hier erlebt habe: 
    7) und zum Schluss zwei Fragen zum Ankreuzen:
    * Ja, über eine Einladung von euch würde ich mich sehr freuen.
    * Nein, ich möchte keine Einladung von euch, da ich abschließe und offen sein möchte für Neues.
     
  • Bei Pensionierungen oder Abschieden nach langer Zeit ist es ja auch oft Thema, was schenkt man diesen Menschen?
    Eine Idee ist ein Bäumchen oder ein schöner Blumenstock oder eine schöne Zimmerpflanze zu schenken, das alle mit persönlichen Wünschen schmücken. Jede*r darf einen Zettel mit guten Wünschen hinaufhängen, oder Fußspuren auf denen steht: "Diese Spuren hast du bei mir oder in unserem Haus hinterlassen ...."
    Selbstverständlich kann es auch eine schöne Kiste oder Schachtel sein, in die diese Wünsche und Erinnerungen hineingelegt werden. 
     
  • Alle, die gehen, dürfen auch etwas zurück lassen: in der Schule oder der elementaren Bildungseinrichtung eine Schatzkiste errichten, in die jede Person bei ihrem Abschied etwas hineinlegt. 
    "Was möchte ich, dass es von mir bleibt?" Das kann ein Gegenstand mit Text oder eine Karte oder aufgeschriebener Witz oder  ... sein. 
Ein älteres Paar sitzt auf einer Bank und schaut aufs Meer. Es ist sonnig, aber windig. Links neben der Bank stehen ein paar wahrscheinlich rot-weiß gestreifte Liegestühle.

Erinnerungen an verstorbene Kollegen*innen

Nach den Herbstferien, nach Allerheiligen ist ein guter Zeitpunkt den verstorbenen Kollegen*innen zu gedenken.
Es bietet sich an, einen Platz im Konferrenzimmer oder Kaffeezimmer oder dort wo auch Kinder und Eltern vorbeikommen, liebevoll mit einer Tischdecke, mit einer Laterne mit elektrischem Licht oder einer Kerze, mit Blumen und einem Foto oder dem Sterbebild zu gestalten.
Wenn der Fragebogen aus der Abschiedsmappe ausgefüllt wurde, kann der auch dazugelegt werden. Oder er wird bei der nächten Besprechung bzw. Konferenz vorgelesen und man erinnert sich gemeinsam, an die Menschen, die in diesem Haus schon gearbeitet haben.

Unbedingt daran denken, dass der Erinnerungsplatz nur eine begrenzte Zeit da sein soll und das auch so kommunizieren. Es könnte sonst passieren, dass diese Erinnerungen zu lange stehen bleiben, und sich niemand getraut, sie wegzuräumen. 

Das Licht einer großen, weißen Kerze. Im Hintergrund sieht man noch eine Kerze brennen.
Martina Neuner
Martina Neuner

Martina Neuner ist Sonderschullehrerin und ehrenamtliche Hospizbegleiterin.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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