Rezension: Theaterspiele für Zwischendurch

Homo ludens, der spielende Mensch. In andere Rollen schlüpfen macht nicht nur großen Spaß, ganz nebenbei fördert es viele Bereiche die im alltäglichen Leben wichtig sind. Wie zum Beispiel sich gegenseitig zuhören, spontan sein, aufeinander eingehen, sich vor anderen präsentieren, sich auszuprobieren und vieles mehr. Im Spiel wird die Kreativität gefördert, sowie die Körperwahrnehmung und das Selbstbewusstsein gesteigert. Ein weiteres großes Plus ist, dass „Fehler“ gemacht werden dürfen und es gibt keine Wertung und Konsequenzen. Eine wichtige Erfahrung die in unserer leistungsorientierten Gesellschaft (fast) nicht mehr möglich ist. Aber dieses Scheitern ist wichtig um zu lernen und Erfahrungen zu machen.

„Theaterspiele für zwischendurch“ - ein Buch von Kati Ernst und Silke Krome

Im Vorwort heißt es: „Einfach drauflosspielen, in Rollen schlüpfen gemeinsam Spaß habe und aktiv sein – Theater macht es möglich.“ 
Die Vorlage „Theaterspiele für zwischendurch“ gibt Anregungen für die Entwicklung von Theaterstücken aber auch für den Einsatz im Unterricht. Als Grundlage dient in beiden Fällen das Improvisationstheater. Warum Improvisation? Weil es keinen vorgefertigten Text gibt. Weil die Improvisation viele Freiheiten zulässt.  Diese Form von Theater bietet die Entfaltung der individuellen Kreativität, Rollen können entwickelt und ausprobiert werden und man muss auf den Partner,die Partnerin achten und Spielangebote annehmen. Die Freude am Miteinander steht dabei im Mittelpunkt. Das sogenannte „Ja- Spielen“ ist eine der wichtigsten Regeln im Improvisationstheater. Theater im Unterricht einzubauen bietet den Kindern die Chance die Mitschüler*innen in einem anderen Kontext kennen zu lernen, einen kreativen, neuen Zugang zu Lehrinhalten und Sie als Lehrperson entdecken wahrscheinlich ganz verborgene Talente einzelner Schüler*innen.  Theaterübungen können aber auch nur eingesetzt werden, um den Unterricht aufzulockern, müde Kinder anzuregen oder umgekehrt überschüssige Energie abzubauen. 

Lehrperson entdecken wahrscheinlich ganz verborgene Talente einzelner Schüler*innen.

Bei den Vorbemerkungen wird darauf hingewiesen, dass es wichtig ist vor dem Start einige Regeln festzulegen. Dies deckt sich mit meiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Kindern. Wir setzen uns immer spätestens in der zweiten Einheit hin und stellen gemeinsam unsere Regeln auf. Zuerst lasse ich die Kinder ihre Regeln aufschreiben und am Ende ergänzen wir es mit den Sachen, dir mir wichtig sind, wie zum Beispiel: Niemand wird ausgelacht. Wenn ich „Hallo, Hallo“ sage, dann sind alle ruhig etc. Alle unterschreiben dann diese Vereinbarung und unsere Regeln werden dann gut sichtbar aufgehängt. 

Regeln sind wichtig, aber genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, ist wertschätzendes Feedback und Lob. Ich mache das so, dass wir uns am Ende der Einheit in den Kreis setzen und dann beginnt ein Kind ein anderes für etwas, was dieses Kind gut gemacht hat zu loben. Mit Sätzen wie, "Du hast heute die Prinzessin ganz toll gespielt." oder "Mir hat es gefallen, wie du heute mit dem Hut improvisiert hast." erhalten Kinder Wertschätzung und lernen sich besser auszudrücken. Am Anfang ist es für die Kinder meistens noch schwierig etwas zu finden, aber je öfter man diese Feedbackrunden macht, desto aufmerksamer sind sie schon während der Einheit und umso genauer werden die Rückmeldungen. 

3 Kinder sitzen auf einer Bühne und spielen an einer Schattenbühne

Die im ersten Teil beschriebenen Übungen und Spiele im Buch sind leicht verständlich erklärt, eignen sich aber nur teilweise um im Klassenzimmer ohne größeren Aufwand durchgeführt zu werden. Manche Übungen brauchen viel Bewegungsfreiheit und da wird es im Klassenraum unter Umständen schon etwas eng. Ein klarer leerer Raum ist auf alle Fälle aus meiner Sicht und Erfahrung, dem Klassenzimmer vorzuziehen. Auch wenn die Übungen und Spiele gut beschrieben sind, kann es für unerfahrene Spielleiter*innen und Lehrer*innen eventuell schwierig sein diese anzuleiten. Es ist natürlich immer von Vorteil, wenn er/sie die Übung beziehugnseise das Spiel schon mal selbst gespielt oder erlebt hat. 

Eine Seite im Buch gefällt mir als Theaterpädagogin besonders gut. „Konflikte lösen“. Hier eignet sich das Rollenspiel besonders gut, einerseits um Konflikte sichtbar zu machen und anderseits, um Lösungsansätze durchs Spiel auszuprobieren. Vergleichbar mit dem Forumtheater von Augusto Boal. Im Buch werden verschiedene Möglichkeiten gut beschrieben. 

Ergänzt wird das Buch mit zahlreichen Kopiervorlagen und schlussendlich gibt es noch Tipps zum Bau von Bühnenbild und Requisiten für den Fall, so dass man mit einfachen Mittel für eine kleine Aufführung mit Ideen ausgestattet ist. 
Fazit: Ein gutes Einsteigerbuch, das versucht möglichst viele Bereiche abzudecken. 

Priska Teran
Priska Teran

Priska Teran ist Fachbereichskoordinatorien beim Theaterverban Tirol

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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