Warum werde ich Lehrer*in?

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Warum werde ich Lehrer*in?

Gemeinhin herrscht die Meinung, dass Lehramtsstudent*innen bei der Wahl ihres Studiums vor allem extrinsischen Motiven wie Arbeitsplatzsicherheit, Einkommen, Status und Ansehen, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Studiendauer, Arbeits- und Ferienzeiten folgen.

Tatsächlich überwiegen jedoch bei der Berufswahl von angehenden Lehrer*innen intrinsische, altruistische und serviceorientierte Motive. Bei Studierenden mit dem Wunsch in der Sekundarstufe 2 zu unterrichten, überwiegt ganz klar das Motiv der Wissensvermittlung und das Interesse am eigenen Fach bei der Wahl des Studiums. Etwas anders sieht das bei Studierenden für die Primarstufe und die Sekundarstufe 1 aus. Fragt man hier Studierende, dann überwiegt der Wunsch nach einer vielseitigen, interessanten und abwechslungsreichen Tätigkeit.

Die Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und ein ausgeprägtes pädagogisches und hier vor allem ein praktisches Interesse und die Motivation, soziale Benachteiligungen auszugleichen, sind starke Triebfedern für die Wahl des Studiums. Diese Motivationslage ist aber nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal pädagogischer Berufe, es zeigt nur, dass der wiederholt verbreitete Eindruck, extrinsische Motivlagen und Gelegenheitsentscheidungen seien die Haupttriebfeder für die Entscheidung für den Beruf Lehrer*in, falsch ist. 

Fragt man Lehrer*innen im Dienststand aber auch Neueinsteiger*innen, dann ergibt sich ein auffälliger Befund, der aus meiner Sicht auch wieder Eingang in die pädagogische Ausbildung und in den Lehrer*innenalltag finden sollte. Bei der Nennung der Motive für die Berufswahl wird sehr häufig die Möglichkeit des selbstständigen Handelns genannt. Die Lehrer*innentätigkeit galt lange als Beruf mit einer hohen Eigenständigkeit und Freiheit im Arbeitshandeln. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahren ein wenig verändert. Bemerkenswert ist jedoch, dass die kreativsten und besten Leistungen nach wie vor dort hervorgebracht werden, wo diese Eigenständigkeit und Autonomie im Handeln gelebt wird. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Beruf spielt dieser Aspekt aus meiner Sicht eine entscheidende Rolle. 
(Quelle: E. Terhart, H. Bennewitz, M. Rothland; Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf, 2. Auflage, S. 349–385)

Die Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und ein ausgeprägtes pädagogisches und hier vor allem ein praktisches Interesse und die Motivation, soziale Benachteiligungen auszugleichen, sind starke Triebfedern für die Wahl des Studiums.

 

Peter Spanblöchl
Peter Spanblöchl MSc

Peter Spanblöchl ist Vorsitzender der Landesleitung in der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer*innen Tirol.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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